Sogar Starinvestor Warren Buffett ist mittlerweile dem Charme der Technologieaktien erlegen.Seine Entscheidung rief besonders lebhafte Reaktionen hervor, weil der Aktienmarkt mit seinen atypischen Ausschlägen in letzter Zeit mehr als einen Anleger auf dem falschen Fuß erwischt hat. ">
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17.06.2019:
LFDE Monthly News Juni 2019 - "Eine neue Welt?"
Köln, den 17.06.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE -
La Financière de l'Echiquier
Lange Zeit hat sich Warren Buffett, einer der Gründer des Ansatzes des
"Contrarian Investing", gegen Technologieaktien verwehrt - inzwischen ist aber
auch er dem Charme der GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon) erlegen. Mit dem
Kauf von Amazon-Aktien im vergangenen Monat (2016 war er bei Apple eingestiegen)
sorgte der Starinvestor einmal mehr für eine Überraschung und bisweilen für
Verwirrung bei seinen Anhängern.
Seine Entscheidung rief besonders lebhafte Reaktionen hervor, weil der Aktienmarkt
mit seinen atypischen Ausschlägen in letzter Zeit mehr als einen Anleger auf dem
falschen Fuß erwischt hat. Der Markt scheint seit Kurzem einer neuen unerbittlichen
Logik zu folgen, die zwischen Technologie- und sogenannten vorhersehbaren Titeln
polarisiert und alle anderen Aktien beiseiteschiebt. Allerdings scheinen die Anleger
ein Element von grundlegender Bedeutung zu vergessen: die Bewertung. Die anhaltend
niedrigen Zinsen, die ihre Risikobereitschaft fördern sollen, verleiten sie
stattdessen vielmehr dazu, auf einen einzigen Unternehmenstypus zu setzen.
Steht der Contrarian-Ansatz somit vor dem Aus oder ist er lediglich mutiert?
Will man sich in dieser neuen polarisierten Welt zurechtfinden, braucht man auch
neue Orientierungshilfen. Gegen den Strom zu investieren bedeutet nicht nur
"in ein fallendes Messer zu greifen", indem man Aktien nach starken Kursverlusten
kauft. Ein "Contrarian" investiert systematisch in Werte, die nicht in der Gunst
des Marktes stehen - Titel, die mit einem Abschlag gehandelt werden und
unterbewertet sind. Damit befinden sich die "Contrarians" in der gleichen Kategorie
wie die Value-Investoren. Die bloße Unterbewertung eines Unternehmens ist als
Kriterium jedoch nicht ausreichend. Die Bewertung per se ist als Ausdruck
möglicherweise unbegründeter Erwartungen bisweilen irreführend.
Durch den Vormarsch neuer disruptiver Wirtschaftsmodelle, die unsere bisherige
Welt grundlegend verändern, wirddie Sache noch komplizierter. Die Strategie der
GAFA, die in natürliche Monopole mit praktisch grenzenlosenWachstumsperspektiven
mündet, ist für einen Contrarian eine besondere Herausforderung, vor allem in
Sektoren, die im Zentrum der Expansionsstrategie der GAFA stehen. Dies betrifft
beispielsweise die Sektoren Vertrieb und Medien, die sich im Hinblick auf die
Disruptionsintensität in vorderster Reihe befinden. Die fehlende Transparenz
hinsichtlich der Entwicklung mehrerer Aktivitäten könnte dazu führen, dass sich
die Anleger dauerhaft von ihnen abwenden - unabhängig von jeglichen
Bewertungserwägungen.
Modeeffekte hat es auf den Finanzmärkten immer gegeben: Der Masse nicht blind
hinterherzulaufen, sondern gegen den Strom zu schwimmen, ist auf lange Sicht auf
jeden Fall eine Erfolgsstrategie. Die Erfolgsstory von börsengehandelten Indexfonds
(ETFs) in Kombination mit diesen Kapitalbewegungen begünstigt Herdenverhalten. Dies
geht zu Lasten gesamter Segmente an der Börse. Die Bewegungen der letzten Monate
veranlassten die Märkte, Unternehmen, die Kasse generieren und über noch nicht
gehobenes Wachstumspotenzial verfügen, zu verschmähen, obwohl sie nicht von Disruption
bedroht sind. Sie sind ideale Ziele für Private-Equity-Fonds, die meistens eine
langfristige Strategie verfolgen.
Auch wenn wir uns in dieser neuen Welt anpassen müssen, werden wir dennoch eine
goldene Regel von Warren Buffett beherzigen:
"Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und gierig, wenn andere ängstlich sind."
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